3 Wochen Brasilien – eine erste Bilanz


hier die Kurzform für die Lese-faulen: Auch ich bin nach einer langen Reise gut angekommen und habe eine nette Unterkunft. Bislang habe ich nicht viel erlebt, außer dauern shoppen zu gehen ohne dabei wirklich viel zu kaufen. Die Menschen in den Geschäften sind sehr nett, mitunter aber nicht die intelligentesten. Ohne großartig Portugiesisch zu können ist man hier echt aufgeschmissen. Bei einem Auto-Unfalllsorgen sich die Leute eher um ein weinendes Kind dem außer einem Schreck nichts fehlt als um die reglos am Boden liegenden Motoristas (völlig bekloppte Motorradfahrer, die wie die Bekloppten in unglaublicher Geschwindigkeit Slalom um die Autos fahren), die volle Kanne ins Auto gekracht sind. Aber der Unfall hat mich nicht davon abgehalten mir hier ein Auto zu mieten. Das Wetter ist extrem launig, man hat hier nicht selten alle 4 Jahreszeiten an einem Tag…
Letztes WE war ich dann auf einem Musik-Fest in Verbindung mit etwas Sightseeing.


So, jetzt die etwas längere Fassung:
Die ersten Schwierigkeiten meiner Reise gab es schon in Düsseldorf am Flughafen (das „Was-kann-am-ehesten-aus-dem-Koffer-raus-weil-der-Koffer-viel-zu-schwer-ist“-Problem hatten außer mir sicher noch ein paar andere, daher brauche ich da ja nix zu erzählen). TWC (= das Reisebüro in Erlangen, das den Flug gebucht hatte) hatte mir geschrieben 40 kg eine Tasche/Koffer sei bestätigt, wenn das Teil aber mehr als 32kg wiege, müsse ich noch mal ne Stunde eher da sein. Kein Problem! Der Flug ging ja abends um 19.55.
In Düsseldorf am Flughafen bin ich dann erstmal gleich zum ersten Swiss Air Schalter gerannt, ob ich meinen Koffer aufgrund des Gewichtes an einer besonderen Stelle aufgeben müsse. Der nette Herr am Schalter (ja, er war wirklich nett und hilfsbereit) hat mir gesagt, dass der Koffer keinesfalls über 32 kg wiegen dürfe, dass ich aber 2 Gepäckstücke (oder auch mehr) haben dürfe. Also am Flughafen für teures Geld noch ne Tasche gekauft. (nicht, dass wir zu Hause einen Mangel an Taschen und Koffern haben…) Ansonsten ging alles gut, ich hatte nen Gangplatz in der Mitte der Notausgang-Reihe und extrem viel Beinfreiheit! Allerdings frage ich mich, wie ich es geschafft habe nicht krank zu werden, nachdem der Flieger von Zürich nach Sao Paulo während der Nacht auf 5°C gekühlt wurde (hat sich zumindest so angefühlt).

Vom Flughafen aus ging’s ins Hotel, wo ich eine nette 2 Zimmer-Wohnung als Unterkunft habe, die ich den Rest des Infojahres bewohnen werde. Ich habe hier 2 Fernseher, dank Kabelfernsehen etwas 70 Programme, darunter Deutsche Welle und diverse Sender, die die ganzen Ami-Filme und –Serien in OmU bringen, was mir ganz gut beim Wörter lernen hilft.
Nachdem der erste und der zweite November hier Feiertage waren, hatte ich auch etwas Zeit mich mit der näheren Umgebung anzufreunden und erste Leute kennen zu lernen.
Die erste Arbeitswoche war für mich dann auch am Donnerstag schon wieder vorbei, weil mein Magen meinte, er müsse mal ein bisschen rebellieren…

Samstags ging es dann schon wieder besser, so dass ich mit dem Shoppen anfangen konnte.
Das ist hier recht schwierig, weil man sich auf die Groessenangaben nicht so wirklich verlassen kann und so sehr viel probieren muss. Auch bin ich diese farbenfrohe Mode hier nicht gewöhnt. Meistens sind T-Shirts etc. auch noch mit irgendwelchen Glitzer-Sachen und Pailletten ausgestattet, was nicht wirklich kompatibel mit meinem Geschmack ist.

Eine weitere Hürde ist die Sprache. Es spricht hier wirklich so gut wie niemand Englisch oder Deutsch. Na ja, muss man ja auch nicht erwarten. Das Problem ist aber oftmals das, dass man die Wörter oft 100%ig korrekt aussprechen muss und auch die Grammatik absolut richtig sein muss, damit die einen verstehen.
Neulich wollte ich bei C&A was für umgerechnet etwa 30Euro mit der Kreditkarte zahlen. Da fing das Mädel hinter der Kasse an von Identificaçao zu reden. Gut, dachte ich mir, ich habe ja heute von der Bundespolizei meine Unterlagen wieder bekommen und hole meinen vorläufigen Ausländerausweis („protocol“) raus. Der war der Kassen-Tante gänzlich unbekannt und dann fing sie an von passaporte zu reden. Den hatte ich aus Sicherheitsgründen im Hotel gelassen, ich hatte ja schließlich mein protocol. Also keine Schwierigkeiten. Doch ich wurde schnell eines besseren belehrt.
Ich habe versucht ihr klarzumachen, dass der Pass im Hotel ist, ich aber dieses protocol habe. Blöderweise habe ich die Verben ser und estar verwechselt und nicht gesagt Der Pass ist im Hotel sondern Der Pass ist das Hotel und das war zuviel für sie. Nach einer Weile hat ihr dann die Kundin hinter mir gesagt, was ich meinte, und dann ging es plötzlich auch ohne Pass…
Allerdings fange ich langsam an, die Menschen hier zu verstehen, und bis auf die C&A Story hat es auch keine weiteren größeren Schwierigkeiten beim Einkaufen gegeben, denn irgendwie geht’s dann doch immer, ich hab ja schließlich auch noch Hände und Füße ;-)

Sooo, was fehlt jetzt noch? Ach ja, der Auto-Unfall, mein Auto und das Wetter…

Uns sind neulich zwei Motorradfahrer (wie obern bereits beschrieben, die fahren hier echt übel, so richtig Kamikaze-maessig) ins Auto geknallt. Wir (bzw. der Fahrer) war abgebogen wo er es nicht durfte. Fazit, Auto kaputt, die beiden Kinder bei uns im Auto am weinen, überall Glassplitter und die beiden Motoristas reglos auf der Strasse. Irgendwie waren sofort Polizei und Krankenwagen da. Wir mussten dann erstmal wen anrufen, der Portugiesisch spricht. Das konnten wir dann den Polizisten auch klar machen. Die sind total ruhig und freundlich geblieben und haben gewartet. Wir haben dann die Kinder aus dem Auto geholt, und als die Polizisten gesehen haben, dass die weinen, kamen die sofort an und haben gefragt, ob alles in Ordnung sei. Auch die Passanten sind alle zuerst zu uns gekommen und haben gefragt ob die Kinder okay sind. Ich bin dann mit den Kiddies zurück ins Hotel, damit die da von der Unfallstelle weg kommen und habe sie dann da erstmal von den Glassplittern befreit, die es sogar irgendwie geschafft hatten sich bis in die Windel zu mogeln.
Ach ja, passiert ist übrigens niemandem großartig was, als mein Bekannter die abends im Krankenhaus besuchen wollte, waren die schon wieder draußen.

Und seit einer guten Woche habe ich auch ein Auto: einen kleinen roten Chevrolet Celta (ist noch eine Nummer kleiner als der Corsa), mit absolut Null Ausstattung. Keine Servolenkung, keine el. Fensterheber, keine Zentralverriegelung, halt wie man es bei uns vor vielleicht 10 oder 15 Jahren noch bekommen hätte. Dafür, dass der kleine Flitzer nur gut 8.000 km weg hat, ist die Kupplung auch schon ganz schön ausgeleiert…
Aber er fährt, und mittlerweile habe ich mich auch schon dran gewöhnt. Und da der Wagen so klein ist, kann man auch prima Slalom um die anderen Autos fahren, wenn der Verkehr mal etwas hängt :-)

Zum Abschluss noch das Wetter: Die erste Woche war es schön warm hier. Dann aber wurde es recht frisch, so dass hier alle im Rollkragen Pulli rumgelaufen sind. Problem 1: Ich habe nur einen Pullover mit, weil ich ja dachte, es ist hier erstmal warm. Problem lösbar, dachte ich, ich gehe Shoppen! Da hat sich dann auch schon Problem 2 aufgetan: Man kann hier im Frühjahr keine oder zumindest kaum Pullover finden. Und wenn, dann haben die meist irgendwas Glitzermaessiges drauf…
Nachdem es aber seit letzter Woche Donnerstag wieder wärmer geworden ist und auch nicht mehr regnet (endlich!), hat sich Problem 2 aber offenbar von selbst gelöst. :-)

Letztes Wochenende war ich dann auf einem Musik-Fest. Tolle Bands, nette Leute und das erste Mal seit 3 Wochen richtig gescheites Essen!!! Das WE war recht vielsprachig, da keiner Wirklich Englisch sprechen konnte/mochte. Ich habe die meiste Zeit Englisch geredet, zwischendurch etwas deutsch, und natürlich meine grandiosen Portugiesisch Kenntnisse angewandt! Englisch verstanden haben recht viele, nur halt zu sprechen haben die sich nicht so getraut. Die eine konnte recht gut Spanisch, und nachdem ich Spanisch etwas besser verstehe als portugiesisch hat sie Spanisch gesprochen, und eine andere fühlte sich im Französischen sicherer als im Englischen :-)
Da wir gestern vor dem Konzert noch etwas Zeit hatten, hatten sich die andere für eine kleine Sightseeing Tour entschieden. Wir waren dann bei der opéra de arame.


der zweite Bericht...


... kommt bald


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